22,6 Kranktage pro Beschäftigten – Ein Rekord in 2022
Im Jahr 2022 erreichte die durchschnittliche Anzahl der Krankentage pro Arbeitnehmer in Deutschland einen auffällig hohen Wert: 22,6 Tage. Unsere Zahl des Monats verdeutlicht den wachsenden Einfluss von Krankheiten und psychischen Belastungen auf die Arbeitswelt und zeigt die dringende Notwendigkeit, das Wohlbefinden der Mitarbeiter ernst zu nehmen und präventive Maßnahmen zu stärken.
Was steckt hinter den 22,6 Tagen?
Im Vergleich zu den Vorjahren gab es 2022 einen bemerkenswerten Anstieg der durchschnittlichen Fehltage. Verschiedene Faktoren trugen zu diesem Anstieg bei:
Pandemie-Nachwirkungen
Viele Menschen litten an Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion. Diese Erkrankung kann schwere und langanhaltende Symptome verursachen, die nicht nur die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen, sondern auch die allgemeine Lebensqualität verringern.
Psychische Gesundheit
Der Druck durch Krisen wie die Pandemie und wirtschaftliche Unsicherheiten hat die psychische Belastung vieler Arbeitnehmer erhöht. Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen zunehmend eine Ursache für längere Krankschreibungen sind.
Erkältungs- und Grippewellen
Während der Pandemie wurden Ansteckungen durch Abstands- und Hygienemaßnahmen deutlich reduziert. Mit dem Abbau dieser Maßnahmen kam es jedoch vermehrt zu Erkältungs- und Grippewellen, die viele Arbeitnehmer zur Pause zwangen.
Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen
Der Anstieg der Krankentage ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein wirtschaftliches Thema. Fehlzeiten führen zu Produktionsausfällen, Mehrarbeit für die gesunden Mitarbeiter und zusätzlichen Kosten durch die Lohnfortzahlung. Unternehmen stehen deshalb vor der Herausforderung, das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu fördern, um Ausfälle möglichst zu vermeiden.
Präventive Maßnahmen und Gesundheitsförderung
Ein gesundes Arbeitsumfeld ist eine wichtige Voraussetzung für eine niedrige Krankenquote. Unternehmen können mit gezielten Maßnahmen dazu beitragen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern:
Betriebliche Gesundheitsförderung
Angebote wie Sportprogramme, gesunde Ernährung und Ergonomie-Schulungen senken das Risiko physischer Erkrankungen.
Flexible Arbeitsmodelle
Homeoffice und flexible Arbeitszeiten ermöglichen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, was Stress reduziert. Die gestiegene Flexibilität zahlt sich so am Ende auch für die Unternehmen aus.
Mental Health Awareness
Workshops und psychologische Unterstützung im Unternehmen helfen dabei, die psychische Gesundheit zu stärken.
22,6 Krankentage – ein Weckruf
Die 22,6 Krankentage pro Arbeitnehmer im Jahr 2022 sind ein Weckruf:
Sie erinnern Unternehmer daran, dass Gesundheit mehr ist als nur Abwesenheit von Krankheit. Ein stärkerer Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung kann langfristig nicht nur die Fehltage senken, sondern auch die Zufriedenheit und Produktivität im Unternehmen steigern.
Doch auch Arbeitnehmer sind aufgerufen, sich zu überlegen ob in jedem Fall eine Krankschreibung erforderlich ist. Nur um Kolleg*innen nicht anzustecken, braucht sich – zumindest in Büroberufen – heutzutage niemand mehr krank schreiben lassen. Auch ein paar Tage Homeoffice können hier eine Lösung sein. Problematisch ist, dass vor allem lange Krankschreibungen zu einer Mehrbelastung der verbleibenden Kolleg*innen führen, da in Zeiten von Personalmangel kaum eine Firma eine ausreichende Reserve dafür vorhalten kann.
Auch die Politik muss sich Gedanken machen, ob das heutige System der Lohnfortzahlung – ohne jedwede Abzüge – noch zeitgemäß ist. Die sozialen Errungenschaften führen sonst, durch die steigende Inanspruchnahme, zu Kostensteigerungen in der Wirtschaft, was letztlich zu Lasten der Produktivität der Unternehmen geht. Kranken- und Urlaubstage zusammengerechnet fallen Arbeitnehmer damit etwa 2 1/2 Monate jährlich aus.