Wenn keine familieninterne Nachfolge möglich ist (hier zu unserem Beitrag: Unternehmensnachfolge), kann der Verkauf an einen Investor eine sinnvolle und zukunftssichernde Lösung sein – gerade für inhabergeführte Unternehmen im Mittelstand oder Handwerk. Doch diese Option will gut vorbereitet sein.
Warum ein Investor?
Viele Unternehmer stehen vor einem Problem: Es gibt keine Kinder oder Mitarbeitende, die bereit oder in der Lage sind, das Unternehmen weiterzuführen. Auch ein Mitarbeiter steht nicht für die Nachfolge bereit und über die Suche nach Nachfolgern konnte kein potentieller Käufer gefunden werden.
Ein Investor kann hier als alternative Lösung dienen – und bietet im Idealfall mehr als nur Kapital:
- Zugang zu neuen Märkten und Netzwerken
- Professionalisierung von Strukturen
- Know-how im Bereich Digitalisierung, Wachstum oder Internationalisierung
- Sicherung des Unternehmensstandorts
- Erhalt von Arbeitsplätzen
Tipp: Prüfen Sie, ob der Investor als reiner Finanzinvestor nur auf Rendite aus ist oder ob er strategisch langfristig mit dem Unternehmen arbeiten möchte. Das macht einen großen Unterschied für den Fortbestand Ihres Lebenswerkes.
Die optimale Vorbereitung der Nachfolge
Eine erfolgreiche Übergabe an einen Investor setzt eine gründliche Vorbereitung voraus. Dazu gehören:
- Transparente Zahlen und Strukturen: Ein Investor erwartet vollständige Einblicke in Finanzen, Verträge, Personalstruktur und rechtliche Rahmenbedingungen.
- Dokumentierte Prozesse: Je standardisierter und nachvollziehbarer die Abläufe sind, desto attraktiver ist das Unternehmen für Investoren.
- Klarheit über eigene Erwartungen: Der abgebende Unternehmer sollte wissen, welche Bedingungen an die Übergabe geknüpft werden – etwa in Bezug auf Mitarbeiterübernahme oder Standorttreue.
Hier empfiehlt sich eine frühzeitige Zusammenarbeit mit steuerlichen und rechtlichen Beratern, um die Nachfolge möglichst reibungslos und steuerlich optimal zu gestalten.
Der Verkaufsprozess
Der Weg zur Investorenlösung umfasst mehrere Phasen:
Unternehmensbewertung und Käufersuche
Hier ist professionelle Unterstützung durch Steuerberater und M&A-Berater sinnvoll.
Due Diligence (Prüfungsphase)
Investoren analysieren Risiken wie z. B. Altlasten, fehlende Digitalisierung oder hohe Kundenabhängigkeit.
Vertragsverhandlungen
Hier muss zwischen den verschiedenen Interessen von Investor und Verkäufer eine Lösung gefunden werden. Earn-out-Klauseln können dabei hilfreich sein, aber auch Streitpotenzial bergen.
Übergabephase
In dieser Phase der Unternehmensnachfolge geht es um die Kommunikation mit Belegschaft, Kunden und Lieferanten. Vertrauen ist dabei entscheidend.
Passt der Käufer wirklich zum Unternehmen?
Der beste Preis hilft wenig, wenn Ihr Lebenswerk nach der Übergabe zerrüttet wird. Fragen Sie sich daher:
- Passt die Philosophie des Investors zu unserem Selbstverständnis?
- Ist der Käufer bereit, die Mitarbeitenden mitzunehmen?
- Wie sieht der Fahrplan für die Integration aus?
Tipp: Führen Sie Gespräche mit anderen Unternehmern, die bereits an denselben Investor verkauft haben – deren Erfahrungen sind Gold wert.
Steuerberater hinzuziehen
Steuerberater sind nicht nur wegen steuerlicher Gestaltung wichtig, sondern als:
- Sparringspartner auf Augenhöhe
- Übersetzer zwischen Unternehmer und Investorenlogik
- Vermittler bei Konflikten
Gerade in emotional aufgeladenen Phasen hilft ein kühler, erfahrener Kopf.
Fazit: Die Investorenlösung kann ein Glücksfall sein – wenn man vorbereitet ist
Eine Unternehmensnachfolge durch einen Investor ist keine Notlösung, sondern kann eine echte Chance darstellen. Vorausgesetzt, Sie…
- bereiten Ihr Unternehmen professionell vor
- kennen Ihre Ziele und Grenzen
- wählen einen passenden Partner
- holen sich erfahrene Unterstützung an Bord
Dann kann der Verkauf an einen Investor Ihr Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation führen – auch ohne familieninterne oder brancheninterne Nachfolger.