Kann ChatGPT einen Steuerberater unterstützen oder gar ersetzen?
Der KI-Chatbot ChatGPT ↗ macht aus mehreren Gründen Schlagzeilen. Während einige ihn als revolutionäres Tool loben, gibt es auch Kritiker. In diesem Beitrag schauen wir uns ChatGPT näher an und wollen die Frage beantworten, ob ChatGPT tatsächlich die Steuerberatung übernehmen bzw. welchen Einfluss er im Steuerbereich nehmen kann.
Was ist ChatGPT?
ChatGPT, die Abkürzung steht für „Chatbot Generative Pre-trained Transformer“, ist ein Chatbot mit künstlicher Intelligenz. Das neue Sprachmodell gewinnt in der Technologiebranche immer mehr an Bedeutung, da sie komplexe Aufgaben vereinfachen und Entwicklern helfen kann, intelligentere Chatbots zu erstellen. Konkret heißt das: ChatGPT kann Textrecherchen durchführen, komplette Texte nach Vorgaben schreiben und besitzt eine Dialogfunktion um Anfragen detaillierter zu ergänzen.
Damit könnte der ChatGTP also bei Recherchearbeiten und Routineaufgaben helfen. Quasi als Sekretär*in, die einen bei der Arbeit unterstützt.
Kann der ChatGPT Steuerberatung?
Der ChatGPT kann in kürzester Zeit Steuergesetze und Paragraphen finden sowie auf steuerliche Fragestellungen wie „Welche Sonderausgaben kann ich in der Steuererklärung geltend machen,“ antworten. Die Antworten sind jedoch nicht alle richtig und zudem auf einem Wissensstand von 2021. Für das teilweise schnelllebige Steuerrecht eine ziemlich lange Zeit.
Aber kann er auch einen Steuerexperten ersetzen?
Einige Beispiele für fehlerhafte bzw. scheinbar richtige Anfragen haben wir bereits in der Presse, auf Seminaren oder in den Sozialen Medien gesehen. Nun wollten wir es selber wissen und haben ChatGPT für Sie getestet.
Beispiel 1: Umsatzsteuersatz auf Ketchup

Der korrekte Steuersatz ist jedoch 7% und nicht 19%. (Quelle https://dserver.bundestag.de/btd/16/013/1601349.pdf ↗ (Nr. 33)) Zugegeben, es gab diverse falsche Berichte in Zeitungen und Zeitschriften dazu. Dies hat auch zu der in der Quelle genannten Anfrage im Bundestag geführt. In der Fachpresse war das Thema jedoch stets eindeutig.
Beispiel 2: ChatGPT gibt zu, Quellen zu erfinden
Im oben genannten Beispiel ist die Quelle von ChatGPT nicht falsch, sondern „nur“ falsch angewendet worden. Es gibt aber auch verschiedene Berichte im Internet, wonach das System Quellen schlicht erfindet. Sogar neue Begrifflichkeiten oder Fachbücher, die völlig plausibel klingen, werden von ChatGPT frei erfunden. Auf unsere Nachfrage gibt ChatGPT das auch unumwunden zu.

Beispiel 3: Ein Fachbegriff erläutert – Das Steuerparadoxon

Und auch bei der Frage nach dem Steuerparadoxon überzeugt uns der Chatbot nicht. Hier wird ein abweichendes Steuerparadoxon erläutert, als das was üblicher Weise darunter verstanden wird (siehe z.B. Wikipedia ↗).
Und, kann ChatGPT nun Steuern?
Schnelle und genaue Antworten auf (sehr) einfache Fragen sind kein Problem, so dass Steuerexperten weniger Zeit mit der Recherche von Steuervorschriften und -gesetzen verbringen müssen. Aber zur Steuerberatung gehört mehr – so kann der ChatGPT nicht auf individuelle Belange, Bedürfnisse oder Ziele von Mandanten eingehen. Auch fällt es ihm schwer, gute von schlechten Quellen zu unterscheiden.
Problematisch ist, dass der Bot seine Aussagen steif und fest verteidigt, selbst wenn er ganze Sachverhalte, Zitate, Autoren oder andere Angaben lediglich selbst erfunden hat. Für ihn ist alles plausibel, was er mitteilt. Der User, der hier auf Hilfe hofft, muss nun selbst in der Lage sein zu beurteilen ob die Aussagen valide sind. Das ist für einen Laien schier unmöglich.
ChatGPT als Chance in der Steuerbranche?
Allgemein wird gesagt, das Chatbots zukünftig eine unterstützende Funktion in der Steuerbranche übernehmen werden. Steuerexperten spielen nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Auslegung und Anwendung von Steuergesetzen, dem Treffen fundierter Urteile und der persönlichen Beratung von Kunden.
Steuerexperten, die sich KI-Tools zunutze machen und ein tiefes Verständnis ihrer Fähigkeiten und Grenzen entwickeln, werden in Zukunft einen Vorteil haben. Sie werden in der Lage sein, ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten und in einer sich ständig weiterentwickelnden Steuerlandschaft immer einen Schritt voraus zu sein. Steuerexperten, die in der Lage sind, diese Tools anzupassen und in ihre Arbeit zu integrieren, sind gut positioniert, um erfolgreich zu sein.
Unser Fazit:
Chatbots können Steuerberatern und Steuerexperten helfen, diese aber (noch) nicht ersetzen. Denn bei der Steuerberatung wird nach wie vor die individuelle Kenntnis eines Experten benötigt.