Neue Mehrwertsteuerreform der Europäischen Union
ViDA markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer modernen und digitalisierten Steuerlandschaft in Europa. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Kernpunkte der Reform und ihre Auswirkungen, nachdem die ViDA beschlossen wurde.
Was ist ViDA?
ViDA steht für „VAT in the Digital Age“ und ist eine umfassende Reform des Mehrwertsteuersystems innerhalb der EU. Ziel der Reform ist es, die Mehrwertsteuer an die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Wirtschaft anzupassen. Durch ViDA soll die Steuerhinterziehung eingedämmt, die Effizienz gesteigert und die Wettbewerbsfähigkeit des Binnenmarkts erhöht werden.
Der erste Entwurf stammte bereits aus Dezember 2022. Ein Kompromissvorschlag wurde Ende Oktober 2024 von allen Mitgliedsstaaten der EU verabschiedet. Bei Steuern ist, wie auch in einigen anderen Rechtsgebieten der EU, eine Einstimmigkeit erforderlich, was teilweise zu zähen und langwierigen Verhandlungen führt. Das erkennt man zum Beispiel daran, dass die Mehrwertsteuersystemrichtlinie, die seit 1993 – mit diversen Änderungen – bis heute gültig ist, lediglich als Übergangsvorschrift konzipiert war.
Kernpunkte der Reform VAT in the Digital Age (ViDA)
Einführung eines digitalen Meldesystems (Digital Reporting System, DRS)
Unternehmen werden verpflichtet, Echtzeitdaten zu ihren Mehrwertsteuertransaktionen bereitzustellen. Dadurch sollen Steuerbehörden einen besseren Überblick über die Steuereinnahmen erhalten und Betrug effektiver bekämpfen.
Ein System dieser Art existiert bereits in einigen EU-Staaten. Auch in Deutschland wird mit der Einführung der eRechnung eine Basis für die Umsetzung gelegt. EU-weit wird die eRechnung zum 1.7.2030 verpflichtend.
Im Gegenzug zu den Transaktionsmeldungen können die Zusammenfassenden Meldungen (ZM), die bisher an das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) gerichtet wurden, entfallen.
Rechnungsstellung
Auch der Zeitpunkt der Rechnungsstellung verkürzt sich. Ab Juli 2030 ist spätestens 15 Tage nach Leistungserbringung eine Rechnung zu stellen, bei Anzahlungen bereits 10 Tage nach Erhalt der Anzahlung.
Erweiterung des One-Stop-Shop (OSS)
Der OSS wird auf alle grenzüberschreitenden Dienstleistungen und Lieferungen ausgeweitet. Dies soll Unternehmen entlasten, da sie ihre Mehrwertsteuerverpflichtungen zukünftig zentral über ein einziges Portal abwickeln können. Der Kontakt mit
Plattformwirtschaft im Fokus
Betreiber von Online-Plattformen, wie Marktplätzen oder Vermittlungsdiensten, werden verstärkt in die Verantwortung genommen. Sie müssen sicherstellen, dass die Mehrwertsteuer für über ihre Plattform getätigte Geschäfte ordnungsgemäß abgeführt wird.
Dazu wird die Lieferkettenfiktion ab 2027 auch im Bereich B2B angewandt. Ergänzend soll ab 2030 bei Beherbergungsleistungen und der Personenbeförderung eine Leistungskettenfiktion gelten, so dass auch hier die Plattform für die Umsatzsteuer der Vermieter bzw. Fahrer in Haftung genommen werden kann. Mitgliedsstaaten können diese Regelung bereits ab Juli 2028 freiwillig umsetzen.
Flexibilisierung der Mehrwertsteuer-Sätze
Die Mitgliedstaaten erhalten mehr Flexibilität bei der Festlegung von Mehrwertsteuer-Sätzen, insbesondere um nachhaltige und soziale Ziele zu unterstützen. Nachdem die ViDA beschlossen wurde, haben die Länder nun vielfältigere Gestaltungsmöglichkeiten.
Vorteile der ViDA Reform
Bessere Steuertransparenz
Echtzeitmeldungen verringern das Risiko von Steuerhinterziehung und verbessern die Nachvollziehbarkeit von Transaktionen.
Entlastung für Unternehmen
Durch die Erweiterung des OSS soll der Verwaltungsaufwand für Unternehmen reduziert werden. Dabei bleibt zu hoffen, dass das BZSt hier in Zukunft besser aufgestellt ist, da es in der Vergangenheit – insbesondere in der zwischenstaatlichen Abwicklung erhebliche Verzögerungen gegeben hat.
Stärkung des EU-Binnenmarkts
Einheitlichere Regelungen schaffen gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer.
Herausforderungen und Kritikpunkte an ViDA
Obwohl ViDA viele Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen. Kritiker bemängeln den hohen Umstellungsaufwand, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Zudem wird die Frage aufgeworfen, wie sicher die erhobenen Echtzeitdaten vor Missbrauch geschützt werden können.
Fazit
Die ViDA-Reform stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer modernen und effizienten Mehrwertsteuerlandschaft in der EU dar. Für Unternehmen bedeutet dies jedoch auch, dass sie sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereiten müssen. Nachdem ViDA beschlossen wurde, sollten – gemeinsam mit der Umsetzung der Einführung der eRechnung – die nächsten beiden Jahre genutzt werden, um Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Haben Sie Fragen zur ViDA-Reform?
Als Steuerberater stehen wir Ihnen gerne zur Seite, um Sie bei der Umsetzung der neuen Regelungen zu unterstützen. Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung!