GKV

Wechseln in die GKV?

Die Verlockungen der privaten Krankenversicherung sind groß. In diesem Beitrag weisen wir auf die Schwierigkeit hin, im Alter wieder einen Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu vollziehen.

Vorzüge der PKV für junge Unternehmer

Unternehmer, die von gesetzlichen Krankenkassen oft mit hohen (Mindest-)Beiträgen konfrontiert werden, werden von Versicherungsmaklern gezielt auf die Vorzüge der privaten Krankenversicherung (PKV) angesprochen. Wer sparsam ist, verlässt auf diese Weise als junger Mensch die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

Den Makler freut´s, denn die Provisionen sind beträchtlich. Doch ist diese Entscheidung immer „die richtige“? Das zeigt sich oft erst viel später.

Erste Hürde: Familiengründung

Während innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung sämtliche Kinder über die Familienversicherung mit abgesichert sind, kommt bei der privaten Krankenversicherung für jedes Kind ein weiterer Beitrag hinzu. Auch eine Familienversicherung für den oder die Partnerin ist nicht möglich.

Oftmals übersteigen dann die Beiträge in der privaten Krankenversicherung diejenigen, die für eine gesetzliche Krankenkasse fällig währen. Einige Menschen bleiben – wenn es die Einkünfte ermöglichen – in dieser Phase weiterhin privat versichert, da man sich bzw. den Kindern auch etwas „gönnen möchte“, und wenn es nur bevorzugte Termine beim Arzt sind.

Dann kommt der Ruhestand

Es gibt nicht „den Unternehmer“. Während der eine ein lukratives Unternehmen geführt hat und so auch immer ausreichend Kapital für eine private Vorsorge hatte, lebte der andere von der Hand in den Mund und hat all sein Vermögen in ein nur halbwegs laufendes Unternehmen gesteckt. Gerade diese Unternehmer haben oft ein Problem, wenn sie in den Ruhestand eintreten: Die Altersvorsorge reicht nicht aus, um Lebensunterhalt und die Beiträge zur privaten Krankenversicherung leisten zu können.

Der Wunsch nach einem Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist mit dem Eintritt in den Ruhestand daher besonders groß.

Wechsel grundsätzlich ausgeschlossen

Der Wechsel von der PKV in die GKV wurde vom Gesetzgeber beschränkt, um die Solidargemeinschaft zu schützen. Um zu verhindern, dass junge und gesunde Vielverdiener erst in die PKV wechseln und so der Solidargemeinschaft das Geld entziehen, diese dann aber im Ruhestand wieder die Vorzüge der GKV, in Form der einkommensabhängigen Beiträge, nutzen wollen, gibt es eine gesetzliche Regelung. Ab dem 55. Lebensjahr ist der Wechsel in die GKV daher grundsätzlich ausgeschlossen.

Einzige Möglichkeiten für den Wechsel sind:

  • 12 Monate lang im EU-Ausland tätig sein und dort gesetzlich versichert werden
  • Aufnahme in die Familienversicherung des Ehepartners, wenn keine Einkünfte (über einem Grenzwert) vorliegen

Windige Anbieter

Wie die tagesschau ↗ berichtete, gibt es einige Online-Dienstleister, die beim Wechsel unterstützen. Jedoch sind nicht alle Vorgehensweisen legal, so dass die GKV „systematischen Rechtsmissbrauch“ sieht. Dieses Risiko geht weniger zu Lasten der Anbieter, sondern vor allem zu Lasten ihrer Kunden.

Denn bei Sozialversicherungsbetrug greift eine Rückwirkung von bis zu 30 Jahren. Sollte also zu einem späteren Zeitpunkt der Wechselgrund in die GKV nicht anerkannt werden, werden rückwirkend sämtliche Verträge abgewickelt. Das kann – gerade vor dem Hintergrund laufender Behandlungen – und der bereits gekündigten privaten Krankenversicherung ein „teures Vergnügen“ werden.

Verringerte Einnahmen

Auch der Weg über die Familienversicherung ist nicht einfach, wie eine Pressemitteilung des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg ↗ zeigt. Im vorliegenden Fall hatte ein Kläger bewusst seine Rente für einen kurzen Zeitraum vermindert, um in die Familienversicherung seiner Ehefrau aufgenommen zu werden. Dies lehnte die Krankenkasse ab und bekam vor dem Landessozialgericht Recht. Bei der Entscheidung über die Familienversicherung sei auf den Jahresdurchschnitt des Einkommens und nicht nur auf einen kurzen Betrachtungszeitraum abzustellen.

Der Kläger hatte für vier Monate eine Teilrente beantragt, um den Wechsel in die GKV zu rechtfertigen. Das reichte jedoch nicht aus, um die Einkommensgrenze von 505 € zu unterschreiten.

Politik möchte Sozialbetrügern das Handwerk legen

Im letzten Jahr hatte, wie Ruhr 24 berichtet ↗, der damalige Gesundheitsminister, Karl Lauterbach, angekündigt, den Weg über die ausländische Krankenkasse schließen zu wollen. Hintergrund ist, dass dieser Wechsel in die GKV von einigen Online-Anbietern über Scheinfirmen angeboten wird. Dieser Sozialversicherungsbetrug sollte durch eine gesetzliche Änderung verhindert werden, die diese Ausnahme zur Aufnahme in die GKV streicht.

Zur Umsetzung ist es vor der Auflösung der Ampel-Koalition nicht mehr gekommen. Inwieweit die aktuelle Regierung das Thema weiterverfolgt bleibt abzuwarten. Zumindest hat es keinen Einfluss in den Koalitionsvertrag (unser Beitrag im Steuerblog) gefunden.

Unser Fazit zum Wechsel in die GKV

Bereits der Wechsel aus der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Krankenversicherung sollte wohl überlegt erfolgen. Dabei gilt es auch die gesamte Lebensplanung zu berücksichtigen.

Sollte ein späterer Wechsel von der PKV in die GKV erforderlich werden, ist das nicht in jeder Lebenssituation möglich. Hier sollten dann eher die Ratschläge der Verbraucherzentrale beachtet werden, statt Online-Dienstleistern (vlg. auch unsere Beiträge zu Steuer-Gurus und Finanz-Influencern) auf den Leim zu gehen.

Aktuelle Beiträge

GKV
Aktuelles

Wechseln in die GKV?

Die Verlockungen der privaten Krankenversicherung sind groß. In diesem Beitrag weisen wir auf die Schwierigkeit hin, im Alter wieder einen Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung

Steuertermine Juni
Steuertermine

Alle Steuertermine 2025 auf einen Blick

In unserem Steuerkalender finden Sie alle Steuertermine und Steuerfristen für 2025 pro Monat Wichtig zu wissen: Bei Fragen melden Sie sich gerne!