Steuer-Gurus

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Top oder Flop?

Warum wir über Steuer-Gurus auf unserer Website berichten? Der Artikel bei wallstreet:online mit dem Titel „Warum Steuer Coaching, wenn man doch einen Steuerberater hat? Ein Test und Erfahrungen“ ➚ gab den Ausschlag für einen Blog-Beitrag der Kanzleioptimisten mit dem Titel „Die neuen Steuer-Coaches – Alles Scharlatane?“ ➚. Mit unserem Blog-Beitrag wollen wir diese und weitere Artikel zu Steuer-Gurus wie Alex Düsseldorf Fischer zusammenfassen und eine eigene Einschätzung abgeben.

Online sonst nur Lob?

Falls Sie sich wundern, warum auf einigen Portalen und Blogs nur positives über die unterschiedlichen Anbieter von Kursen, Steuer-Gurus und andere (selbsternannte) Experten berichtet wird:

Haben Sie schon einmal geprüft, womit die jeweilige Website ihr Geld verdient? In vielen Fällen wird Ihnen dabei auffallen, dass die von der Website besprochenen Anbieter zugleich Partner im Affiliate-Marketing sind, so dass jedes Lob letztlich zu einem bezahltem Kauf beim jeweiligen Anbieter führen kann. Kritik wäre somit für den Betreiber der Seite nachteilig.

Artikel von Wallstreet:online zu Alex „Düsseldorf“ Fischer

Der Artikel von Wallstreet:online beschreibt die Selbsterfahrung des Autors, sowie eines ungenannten Bekannten, mit Steuerberatern einerseits und einem der Internet-Gurus für Immobilien, Steuern und Finanzen, Alex „Düsseldorf“ Fischer ➚, andererseits. Der Artikel zeigt einen Widerspruch auf, der jedoch nicht geklärt wird. Denn einerseits würden Steuerberater*innen keine Möglichkeiten kennen, um Steuern zu gestalten, andererseits gehen sie ja gerade selbst in derartige Seminare, um weitere Möglichkeiten kennenzulernen.

Fazit aus diesem Artikel: Es macht Sinn, dass sich Steuerpflichtige mit ihren Steuern auch selbst auseinandersetzen und nicht einfach alles nur an eine*n Steuerberater*in delegieren. Denn ist ein Sachverhalt erst – ohne Kenntnis der Rechtslage – realisiert, lässt sich im Nachgang auch kaum noch etwas heilen.

Dieser Punkt wird nicht nur von uns, sondern von den meisten Steuerberatern, allen Mandanten nahegelegt.

Ein schönes Fazit zieht eine der Steuerberaterinnen, Birgit Schöller, im Video auf der Homepage von Alex Fischer: Sie empfindet das Coaching nicht als Konkurrenz, da es eine Steuerberatung nicht ersetzt, sondern vielmehr der Wissensvermittlung dient.

Artikel der Wirtschaftswoche

Im Dezember 2021 sind gleich zwei Beiträge (leider hinter einer Paywall) erschienen: Kann Steuerguru Alex Fischer wirklich die Steuerlast halbieren? ➚ und unter dem Titel „Die fragwürdigen Versprechen eines Selfmade-Millionärs“ ➚ hat die Wirtschaftswoche im Oktober 2021 einen Artikel über das „Next-Level-Steuercoaching“ von Alex Düsseldorf Fischer geschrieben.  Gemäß dem Artikel verspricht Fischer den Teilnehmern seines Kurses dafür zu sorgen, dass sowohl Urlaub, als auch Jetski oder Hund steuerlich verwertbar sind.

Gemäß einem Beitrag aus 2019 ➚ ist Fischer Anhänger von Scientology. Mehr Details dazu werden in einem weiteren Beitrag, der Scientology als Franchisesystem bezeichnet ➚, dargestellt. Inzwischen besteht rund um Alex „Düsseldorf“ Fischer ein ganzes Netz an Firmen (NorthData ➚).

Online-Marketing-Maschine

In einem Beitrag von Wirtschaft-TV.com aus dem Februar 2022 ➚ wird eindrucksvoll beschrieben, wie man sich einen „Guru-Status“ heutzutage aufbaut: Bestsellerautor Julius Löwenstein wird zum Thema Bücher interviewt und führt als Beispiel bei Fischer an, dass dessen „Steuerlexikon“ mit einem kleinen Verkaufspreis von lediglich 5 € letztlich vor allem dazu dient, sich Buchautor nennen zu dürfen und Kundschaft für das hochpreisige Steuercoaching zu locken.

Fazit dazu: Das Marketing ist definitiv besser als in so mancher Steuerkanzlei, was sicher auch am früheren Werbeverbot für Steuerberater liegt. Auch ist für das laufende Geschäft der Berater, nämlich Buchhaltung, Steuererklärungen, Jahresabschlüsse und individuelle Steuerberatung, zu viel Marketing sogar schädlich. Denn jeder Neukunde muss ja persönlich betreut werden. Hier hat Fischer, der wie andere selbsternannte Steuer-Gurus letztlich nur reproduzierbare Bücher, Videos und ähnliches anbietet, einen klaren Vorteil.

Screenshot aus einem Webinar von Alex Düsseldorf Fischer

Beitrag der Kanzleioptimisten

Die Kanzleioptimisten setzen sich in Ihrem Beitrag zunächst auch mit dem oben genannten Artikel auseinander. Sie geben den Steuerberater*innen aber auch Tipps für die Kommunikation mit dem Mandanten, denn logischer Weise ist ein „Nein, dass geht nicht,“ nicht das, was Mandant*innen hören wollen. Hier fehlt es oft an der erforderlichen Erläuterung oder dem Einfühlungsvermögen.

Tatsächlich ist nicht jedes der im Internet propagierten Steuersparmodelle auch für jede*n anwendbar. Bei einigen sind die Kosten auch so hoch, dass es sich nur ab einem bestimmten Gewinn bzw. Vermögen lohnt, diese Strukturen anzugehen.

Erfahrungsbericht von Steuerberater Florian Fischer auf LinkedIn

Steuerberater Florian Fischer berichtet auf LinkedIn ➚ von einem Zoom-Meeting mit einem Mandanten und einem selbsternannten Guru. Das dargestellte Modell hat deutliche Aspekte von Steuerhinterziehung, wurde aber vehement verkauft. Auf die Frage nach einer verbindlichen Auskunft, gab es natürlich keine Antwort.

Fazit: Alter Wein in neuen Schläuchen. Erst wurden Holdings und der Wegzug ins Ausland gepriesen, dann Genossenschaften und nun die EWIV. Da die EWIV steuerlich eine Personengesellschaft ist, scheinen die dargestellten Vorteile an den Haaren herbeigezogen zu sein. Ein echter Steuerspareffekt tritt tatsächlich ein, weil die Vergütung des Gurus bei 10 – 15 % der Betriebseinnahmen liegen soll. Dadurch sinkt – auf Grund der sinkenden Gewinne – natürlich auch die Steuerbelastung.

Ein Makler als Steuerexperte – Leo Gärtner

Leo Gärtner wirbt unter der Überschrift „Willkommen im Steuerparadies“ damit, dass er die Steuerlast mindert und so ein Leben in finanzieller Freiheit ermöglicht. Dort wird die altbekannte Gehaltsumwandlung in eine Direktversicherung werbewirksam als „Tantieme steuerfrei“ angepriesen. Gleichzeitig gibt er jedoch an Lebensversicherung seien übeteuert und er „hasse die Branche“. (Und das als Versicherungsmakler…)
Die anderen Steuertipps auf der Website führen letztlich auf eine Holding-GmbH bzw. vermögensverwaltende GmbH hinaus, sind also auch kein Hexenwerk.

Noch ein Steuer-Coach – Tobias Dittus

Nach Ansicht von Unternehmensberater Tobias Dittus ➚, ist der Steuerberater oft „bloß ein verlängerter Arm des Finanzamts.“ Nach seiner Ansicht wollen sich viele Steuerberater „um keinen Preis mit dem Finanzamt anlegen“. So empfiehlt er sich selbst als Coach, damit jeder Unternehmer das Thema Steuern „selbst beherrschen und verstehen“ kann.

Wie groß sein „Team aus Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Anwälten“ ist, kann man auf der Website leider nicht (mehr) nachvollziehen… Offenbar gibt es bereits ein ganze Geflecht aus Firmen, die für die Beratung zuständig sind (NorthData ➚).

Auch hier gilt: Steuerliches Wissen ist für Unternehmer nicht verkehrt. Auch für uns als Steuerberater ist es wichtig, dass unsere Mandanten nicht völlig blauäugig in Finanzangelegenheiten agieren. Auf der anderen Seite sollte man weder den Steuerberater noch das Finanzamt als Feind ansehen.

Weitere Experten

Auch viele andere Finanz-, Gründer- und Immobiliencoaches gehen früher oder später dazu über, auch zum Thema Steuern anzubieten. Bestimmt gibt es auch gute darunter. Manche kooperieren sogar mit Steuerberatern. Die Frage bei vielen Coachings bzw. Online-Kursen – im Vergleich zum klassischen Weiterbildungsangebot – ist jedoch stets, ob die Qualität und Aktualität der Inhalte auch den Preis rechtfertigt, der für das Coaching oder Webinar verlangt wird. Insbesondere bei dem ein oder anderem Online-Guru darf das zu Recht bezweifelt werden.

Beitrag von extra3 (NDR Fernsehen)

Unter dem Titel „Nie war es so einfach Expert*in zu sein“ hat extra3, die Satire-Sendung im NDR Fernsehen, Mitte Dezember einen Beitrag zu Selfmade-Experten veröffentlicht ↗.

Um als Fachmann zu wirken ist es wichtig, „richtige Sätze“ zusagen, um als Profi zu wirken.

Mitte Februar gibt es als Ergänzung einen Beitrag „Wer nichts wird, wird Coach“ ↗, in dem extra3 das Thema Coaching im Internet und seine Schnelllebigkeit beleuchtet.

Auch in unserer Mandantschaft haben wir schon einige Online-Coaches gesehen, die selbst mehr Geld für Erfolgsseminare und richtiges Coaching ausgegeben haben, als sie selbst an Umsatz generieren konnten. Also: Aufgepasst. Nicht jedes Coaching hält, was es verspricht.

Rechtlich gegen unwirksame Coaching-Verträge vorgehen

Die Rechtsanwalts-Kooperation Kraus Ghendler Ruvinskij schreibt , dass es neben hochqualifizierten Coaches auch viele zweifelhafte Dienstleister gibt. Aus Sicht von Rechtsanwalt Ruvinskij handelt es sich bei Coaching-Angeboten im Internet teilweise „um nichts anderes organisierte Abzocke“.

Auf der Seite wird dann erklärt warum viele Coaching-Verträge unwirksam sind. Neben fehlerhaften Widerrufsbelehrungen fehlt unter anderem den meisten Coaches eine Zulassung gemäß Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG). Unter das Gesetz fallen alle Angebote, bei denen die Vermittlung und Überwachung von Kenntnissen räumlich getrennt erfolgt, was auf (nahezu) alle der Online-Angebote zutreffen dürfte.

Fazit zum „Steuern sparen“

So manches Steuersparmodell – man denke nur an die zahlreichen Schiff- und Filmfonds – hat den Beteiligten nicht nur eine vermeintlich geringere Steuerlast, sondern auch massive Verluste „verschafft“. Zudem gilt es immer zu klären, ob die Voraussetzungen für ein Modell auch erfüllt werden können, z.B. was eine erforderliche Verlagerung des Lebensmittelpunktes angeht, um von günstigen Steuersätzen im Ausland tatsächlich zu profitieren. Auch eine Stiftung, Genossenschaft oder Holdingstruktur ist nicht in jedem Falle sinnvoll.

Tipp: Wenn Sie von einem Steuertrick erfahren haben, sprechen Sie uns gerne an. Wir klären dann gemeinsam mit Ihnen was zu einer Umsetzung erforderlich ist. Kontaktieren Sie uns für ein Erstgespräch in unseren Büros im Landkreis Lüneburg und Heidekreis oder bundesweit via Zoom.

Mehr zum Thema

In unserem Blog-Beitrag „Beraten Steuerberater?“ beschäftigen wir uns mit der von den Coaches aufgerufenen Frage, ob Steuerberater überhaupt beraten. Auch das Thema Finanz-Influencer behandeln wir an anderer Stelle im Blog.


Update vom 08.06.2022: Artikel wesentlich überarbeitet und den Beiträge von Wirtschaftswoche und Wirtschaft-TV ergänzt.
Update vom 17.08.2022: Redaktionelle Korrektur und Ergänzung um den LinkedIn-Beitrag.
Update vom 06.12.2022: Fehlerkorrektur und Überarbeitung
Update vom 15.12.2022: Ergänzt um einen Beitrag zu Tobias Dittus, Link zu Firmen von Alex „Düsseldorf“ Fischer ergänzt
Update vom 20.02.2023: Ergänzt um Beiträge von extra3, Screenshot aus dem Steuercoaching von Fischer & Cie, weitere Überarbeitung
Update vom 28.06.2023: Absatz zur positiven Bewertung in anderen Portalen ergänzt.
Update vom 08. und 11.09.2023: Ergänzung um Möglichkeit des Vorgehens gegen Coaching-Verträge, Leo Gärtner sowie den Abschnitt über weitere Coaches
Update vom 30.10.2023 und 29.01.2024: Verlinkung auf weiteren Blog-Beitrag ergänzt

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